versuchslagerzelle_am_versuchszentrum_laimburgLPA – Was hat der Ötzi mit der Obstlagerung zu tun? Welche Visionen für die Obstlagerung werden derzeit diskutiert und welche Ergebnisse zu Energie-Einsparung und Qualität der Früchte sind am Landesversuchszentrum Laimburg erarbeitet worden? Darüber informierten sich heute Vormittag (1. August) rund 60 Interessierte bei der Lagerungstagung am Versuchszentrum Laimburg.

Die Konservierung der Gletschermumie Ötzi stellt eine große Herausforderung dar. Was viele nicht wissen: Die dafür eingesetzten Technologien und Erfahrungen stammen aus der Obstlagerung.

Ein Mitarbeiter des
Südtiroler Unternehmens, das die Technologie für die Konservierung der
Mumie entwickelt hat, hat über die Erfahrungen und Erkenntnisse bei der
Entwicklung der optimalen Konservierung des Ötzi berichtet. Das
Unternehmen hat die Prinzipien der Obstlagerung für die Aufbewahrung der
Gletschermumie weiterentwickelt und dadurch neue Erkenntnisse für die
Feineinstellungen der Obstlagerungszellen gewinnen können.

In Südtirol wurden 2012 insgesamt über 944.000 Tonnen Äpfel geerntet.
Die Obstlagerhäuser im Land verfügen derzeit über eine Kapazität von
insgesamt rund 878.000 Tonnen. Daher sind neue Ideen und Visionen für
die Lagerung gefragt. Im Rahmen der Lagerungstagung wurden neue
Lagermöglichkeiten für Obst und Gemüse aufgezeigt. So werden seit
mehreren Jahren Möglichkeiten ausgelotet, künstliche Felshöhlen nach dem
Abbau von Rohstoffen einer neuen Nutzung zuzuführen. Solche Höhlen am
Nonsberg im Trentino könnten für die unterirdische Lagerung von Obst und
Gemüse verwendet werden. Dabei wirkt der Fels als Kühlmittel. Der
Vorteil der unterirdischen Lagerung liegt insbesondere im großen
Potenzial der Energieeinsparung im Vergleich zur oberirdischen Lagerung.

Zudem wurde Rückschau gehalten auf die zehnjährige
Erfolgsgeschichte der Lagerung mit dynamisch kontrollierter Atmosphäre
(DCA-CF). Diese innovative Lagertechnik wurde am Versuchszentrum
Laimburg entwickelt und wird seit 2003 erfolgreich in der Praxis
eingesetzt. Mittels eines Sensors wird dabei ein Fluoreszenzsignals des
Apfels aufgezeichnet, das die Sauerstoffschuld in der Lagerung anzeigt.
Dadurch kann der Apfel besonders lange bei höchster Qualität gelagert
werden. Mittlerweile wird diese Lagerungstechnologie in rund einem
Fünftel der Südtiroler Obstlager eingesetzt und hat die Palette der
einsetzbaren Lagertechnologien erweitert. So können die Genossenschaften
für jedes Qualitätsziel die jeweils am besten geeignete
Lagerungsmethode anwenden.

Zudem wurden heute Vormittag aktuelle
Forschungsergebnisse des Versuchszentrums Laimburg zur Obstlagerung
vorgestellt. Ein Versuch zur Obstlagerung hat das Potenzial der
Energieeinsparung durch die Lagerung bei höherer Temperatur in einer
Lagerungszelle in der Praxis untersucht. Dabei ist je nach
Lagerungsmethode eine Energieeinsparung von 30 bis 45 Prozent möglich.
Durch den Einsatz eines Reifehemmers kann nämlich die
Lagerungstemperatur um 1,5 Grad (von 2,5°C auf 4,0°C) erhöht werden,
ohne die innere und äußere Qualität der Früchte zu beeinträchtigen.

Gerade
bei nasser Witterung zur Erntezeit ist mit einem höheren Ausfall von
Früchten in der Lagerung zu rechnen. Daher wurde in einem eigenen
Versuch in fünf verschiedenen Genossenschaften in Südtirol erforscht, ob
der Kontakt der Früchte mit Wasser im Verarbeitungsprozess, etwa durch
die Sortierung, das Auftreten fauler Früchte begünstigt. Entscheidend
für das Auftreten von Fäulnis sind demnach die Herkunft und das
Reifestadium der Früchte, während der Kontakt mit Wasser die Qualität
zwar beeinflussen kann, aber nicht muss. 


(jw)

Foto LPA: Versuchslagerzelle am Versuchszentrum Laimburg