berger-borchardt-webWenn es nach der EU geht, sollen landwirtschaftliche Produkte
künftig besser vermarktet werden. Dazu hat die EU ein so genanntes
Qualitätspaket geschnürt. EU-Landwirtschaftsfunktionär Klaus-Dieter
Borchardt hat das Paket auf Initiative der Landesabteilung
Landwirtschaft gestern (29. September) einer Expertengruppe der
Südtiroler Nahrungsmittelwirtschaft vorgestellt. „Für die Südtiroler
Landwirtschaft bietet vor allem das im Paket enthaltene Qualitätssiegel
für Bergprodukte großes Potenzial“, ist Landwirtschaftslandesrat Hans
Berger überzeugt.

Klaus-Dieter Borchardt ist Abteilungsdirektor in der Generaldirektion
Landwirtschaft der EU und in dieser Funktion unter anderem für die
Absatzmaßnahmen zugunsten der landwirtschaftlichen Produkte
verantwortlich. Im Bozner Merkantilgebäude hat Borchard auf Einladung
der Landwirtschaftsabteilung des Landes und der Exportorganisation der
Handelskammer Experten aus der Nahrungsmittelwirtschaft die möglichen
Auswirkungen des neuen Qualitätspakets erörtert.

Foto: LR Berger mit EU-Abteilungsdirektor Klaus-Dieter Borchardt (links)

„Mit dem Qualitätspaket wird es erstmals einen umfassender Rahmen für
Zertifizierungssysteme, Angaben über wertsteigernde Eigenschaften wie
die geographische Herkunft und Vermarktungsregeln geben. Bisher ist
alles in Einzelvorschriften geregelt gewesen“, erklärt Berger, der in
der Landesregierung die Bereiche Landwirtschaft und Tourismus
verantwortet, die Bündelung. Im Qualitätspaket ist die Regelung für die
geschützte Ursprungsbezeichnung enthalten. Berger: „Die geschützten
geographischen Angaben bleiben erhalten und werden im Zuge der
Neureglung ein bisschen klarer gestaltet.“ In Südtirol sind derzeit der
Apfel, der Speck, der Stilfser Käse und der Wein die Produkte mit
geschützter Ursprungsbezeichnung oder geschützter geografischer Angabe.

Das
Qualitätspaket führt aber – und das ist für Berger der eigentliche
Qualitätssprung – zwei neue Qualitätssiegel ein: eines für Bergprodukte
und eines für Produkte aus der Direktvermarktung: „Dieses Berglabel war
eigentlich schon totgesagt, doch besonders Klaus-Dieter Borchardt hat
immer daran geglaubt. Viele Konsumenten sehen in der Herkunft aus
Berggebieten einen Mehrwert und durch das Qualitätssiegel eröffnen sich
für die Südtiroler Produkte neue Möglichkeiten.“

Ebenfalls zur
Sprache gekommen ist gestern auch das Grünbuch zur Absatzförderung für
Landwirtschaftsprodukte. „Dieses Grünbuch soll durch Befragung aller
Beteiligten – Verbraucher, Erzeuger, Handel und Behörden – Anstöße für
die künftige Absatzförderungs- und Informationsstrategie geben. Wir
erwarten uns davon, dass die Ressourcen des europäischen Agrarsektors
damit besser zur Geltung gebracht werden“, so Berger. Nachdem alle
Interessierten ihren Standpunkt zu den Inhalten des Grünbuch dargelegt
haben, soll ein Bericht mit den Zusammenfassungen der Beiträge Ende 2011
veröffentlicht werden. Mit gesetzgeberischen Initiativen ist Ende 2012
zu rechnen.

(ohn)