008_eos_frbl_72.jpgEin spannender Jahrgang!

Südtirols Weinbauern, Kellermeister und Weinproduzenten
sind durchwegs sehr zufrieden mit dem Jahrgang 2012. Gesunde Trauben
mit schönen Zuckerwerten und unerwartet guter Säure versprechen einen
interessanten und spannenden Jahrgang. Absolute Top-Qualitäten gibt
es bei den Südtiroler Weißweinen 2012. Bei den Rotweinen sind die
ersten Ergebnisse ebenfalls vielversprechend. Einziger Wermutstropfen:
Die Erntemengen liegen zwischen zehn und zwanzig Prozent unter dem langjährigen
Durchschnitt.

Südtirol Weiß

„In den frühreifen Lagen Südtirols hat die Weinernte 2012 bereits
um den 25. August begonnen“, berichtet Ivan Giovanett von der Weinkellerei
Castelfeder in Kurtinig im Südtiroler Unterland. Im großen Stil und
flächendeckend begann die Lese 2012 in Südtirols Weinbergen in der
ersten Septemberwoche. „Die weißen Traubensorten konnten wir zum
großen Teil vor der einsetzenden Regenperiode Ende September ernten“,
erzählt Harald Schraffl, Kellermeister von Nals Margreid. „Die Weißweine
präsentieren sich sehr gehaltvoll, frisch und salzig.“ Vor allem
Gewürztraminer, Chardonnay, Sauvignon und Pinot Grigio schneiden für
Schraffl heuer ausgezeichnet ab.

Von einer überdurchschnittlichen Qualität bei den Weißweinen 2012
spricht auch Stefan Kapfinger, Kellermeister der Kellerei Meran: „Die
Gewürztraminer sind extrem fruchtbetont, die Sauvignon bestechen durch
ihre Aromatik, Weißburgunder und Chardonnay überzeugen mit Fülle
und Eleganz.“ Über „optimal ausgereifte Trauben mit knackigen Aromen
und konstanter, natürlicher Säure“ freut sich auch Matthias Hauser
vom Weingut Castel Sallegg in Kaltern. Vor allem habe in der ersten
Erntehalbzeit das Wetter gepasst und man sei im Überetsch vor Hagelschlägen
wie in den letzten Jahren verschont geblieben.

 

Gute Lagen – gute Weine

In den letzten Septembertagen setzt mit dem Beginn einer unstabilen
und nassen Wetterperiode bei allen Beteiligten das Zittern ein. Gott
sei Dank umsonst, wie sich schlussendlich herausstellt. Stefan Kapfinger:
„Die Regenfälle haben zwar den Reifeverlauf etwas eingebremst, in
den guten Lagen haben sich die Trauben aber wieder bestens erholt und
konnten überall gesund und mit ausgezeichneter phenolischer Reife geerntet
werden.“ In schwierigen Jahren stechen die Toplagen immer ganz besonders
hervor, sind die Kellermeister überzeugt und unterstreichen, wie wichtig
die Wahl des richtigen und optimalen Lesezeitpunktes ist.

 

Südtirol Rot

Von ausgezeichneten Vernatschweinen 2012 aus den Toplagen schwärmt
Harald Schraffl. Beim Lagrein wurden in den guten Lagen ebenso hervorragende
Qualitäten geerntet. „Allerdings gibt es in einem durchwachsenen
Jahr wie diesem auch viele durchschnittliche Qualitäten“, räumt
Schraffl ein. Für Matthias Hauser präsentieren sich die Vernatsch
mit „kräftig intensiven Farbnoten, weichen Gerbstoffen, großer Geschmeidigkeit,
toller Säure und einladender Trinkigkeit – eben so, wie ein typischer
Vernatsch sein soll.“ Ivan Giovanett ist mit dem Blauburgunder sehr
zufrieden: „Das kühle Erntewetter hat die Reife etwas nach hinten
verschoben und uns so elegante, feinfruchtige und feingliedrige Weine
beschert.“ Bei Merlot und Cabernet muss nach den „Verwöhnjahrgängen
2009 bis 2011“ noch etwas mit der endgültigen Beurteilung abgewartet
werden.

 

Eisacktal

Von Mitte September bis Mitte Oktober dauerte die Ernte 2012 im Eisacktal,
wo die regelmäßigen Niederschläge die Weinbauern ebenfalls auf die
Probe gestellt haben. „Aber das Ergebnis stimmt und das Zucker-Säure-Verhältnis
sowie die Extraktwerte der Trauben passen“, berichtet Hannes Baumgartner
vom Strasserhof in Neustift. Wenn die Zuckerwerte etwas unter jenen
der letzten Jahre liegen, so sei das kein Nachteil, ist Baumgartner
überzeugt. Im Gegenteil: „Der Jahrgang 2012 liegt im Eisacktal voll
im Trend. Wir haben einen Jahrgang mit weniger Alkohol und mehr Eleganz
und damit wieder mit typischen, fruchtbetonten, frischen und einladend
trinkigen Weinen.“

 

Menge geht zurück – Qualität steigt

Mengenmäßig ist die Ernte 2012 in Südtirol je nach Lage und Sorte
um die zehn bis zwanzig Prozent geringer ausgefallen. Der ungleichmäßige
Austrieb, die Kälteperiode und der Frost während der Blütezeit und
dann die heißen, trockenen Wochen im Juli haben quantitativ ihre Spuren
hinterlassen.

Kleinere Trauben und kleinere Beeren in den Weinbergen haben jedoch
zu einer höheren Konzentration an Inhaltsstoffen in den Beeren geführt.
Dies wirkt sich äußerst positiv auf die Qualität aus. Die etwas tieferen
Zuckerwerte werden den Alkoholgehalt in den Weinen senken, die guten
Säurewerte für Frische und Eleganz sorgen. Bei den Südtiroler Weißweinen
freuen sich Winzer und Kellermeister 2012 auf jeden Fall auf ausgezeichnete,
salzige und saftige, sehr bekömmliche und trinkige Weine. Bei den Südtiroler
Rotweinen 2012 werden mit einigen Schwankungen farbstoffintensive, gehaltvolle
und sehr zugängliche Weine erwartet. „Weniger aber gut!“, das ist
der grundlegende – und voll im Trend liegende – Grundtenor bei der
Beurteilung des Südtiroler Weinjahrganges 2012.